Ethik und Anstandsregeln   (Quelle: Schweizer Bridgeverband)

 

 

 

 

Für wen und wozu?

 

 

DIESER FÜHRER SOLL ALLEN BRIDGESPIELERN DIENEN. WEIL FREIZEIT UND GEMÜTLICHKEIT DAS SYNONYM FÜR DAS BRIDGESPIEL SEIN MUSS.

 

LEIDER WISSEN ALLE TURNIERSPIELER, DASS GELEGENTLICH EINE ANGESPANNTE ODER GAR AGGRESSIVE ATMOSPHÄRE AM TISCH HERRSCHEN KANN, UND der Hauptgrund für die Aufgabe DES BRIDGESPIELS in den ersten Jahren die WEITVERBREITETE UNFREUNDLICHKEIT IST, die viele ANFÄNGER entmutigt.

 

  Welche Spielstärke und Erfahrung Sie auch haben, seien Sie so nett und lesen Sie diese Zeilen. Wenn es alle tun, sind wir sicher, dass wir bald unter angenehmeren Bedingungen unserem Hobby nachgehen können.   

 

SIE SELBST, Ihr Partner, Ihre Gegner, der Turnierleiter, allfällige Zuschauer, nicht zu vergessen das internationale Regelwerk und technische Reglement für die nationalen Wettkämpfe.  

 

Es sind die Beziehungen der einen mit den anderen, über die wir sprechen möchten. Die Ethik bestimmt das Verhalten, das jeder Spieler seinen Gesprächspartnern gegenüber einhalten muss (Gegner, Partner, Turnierleiter…).  

 

Wir wissen, wie wichtig für jeden seine Klassierung ist. Sie ist eine Motivation und der Motor für einen gesunden Wetteifer. Sie rechtfertigt aber auf gar keinen Fall ein rücksichtsloses und kompromissloses Streben nach Erfolg.  

 

Dieser Führer möchte die wichtigsten Verhaltensregeln herauszustreichen, die zum Wohlbefinden im Bridge beitragen.   

 

 

DIE HÖFLICHKEIT

 

 

SIE IST DAS WICHTIGSTE ELEMENT, durch ihn IST ES BeiM sportlicheN Wettkampf MÖGLICH, dass er unter ANGENEHMEN Bedingungen durchgeführt werden kann.

 

  •  EINE KORREKTE BEKLEIDUNG ist der erste Beweis von Höflichkeit.
  •  DIE GEGNER BEGRÜSSEN bei ihrer Ankunft am Tisch (und sich dafür entschuldigen, wenn man es in der Hitze des Gefechts unterlassen hat).
  •  SEINE KONVENTIONSKARTE dem Gegner zur Verfügung stellen.

 

  Sie ist unerlässlich und obligatorisch an den nationalen Wettkämpfen. Sie muss folgendes enthalten:  

 

  •  Namen und Vornamen der beiden Spieler
  •  Das von Ihnen gespielte System
  •  Alle Konventionen und Abmachungen, deren Bedeutung von den Gegnern nicht eindeutig verstanden werden könnte.

 

Vor Spielbeginn muss man die Gegner auf Sonderkonventionen im Lizit und Gegenspiel aufmerksam machen.

 

Beide Spieler eines Paares müssen das gleiche Basis-System und die gleichen Konventionen verwenden.

 

Die Spieler haben nicht das Recht, auf ihrer Konventionskarte während der Lizitation oder des Spiels etwas nachzuschauen. 

 

Die Konventionskarte steht den Gegnern während der ganzen Lizitation und des ganzen Spiels zur Verfügung.

 

Der Gebrauch der Konventionskarte ist auch bei Clubturnieren erwünscht.

 

  •  Während des Spiels ist eine Unterhaltung nur selten notwendig. Möchte man eine Frage stellen, tut man dies auf höfliche Weise, sobald man an der Reihe ist. 
  •  Beleidigungen, Vorwürfe und Beschimpfungen an die Adresse des Partners haben am Tisch nichts verloren. Hat er schlecht gespielt, fühlt er sich schon elend genug. Ebenfalls schlechtes Benehmen ist, wenn man am Ende des Durchgangs allen und überall von Partners „Heldentaten“ erzählt.
  •  Verabschieden Sie sich von den Gegnern am Ende der Runde. 

 

 

DAS BENEHMEN

 

 

a) WÄHREND DES SPIELS:

 

LIZIT UND SPIEL MÜSSEN zügig abgewickelt werden, sodass die für das nächste Board vorgesehene Zeit  ausreicht. Der Alleinspieler sollte auch nicht mit seinem Tempo die Gegner überrumpeln, sondern ihnen Zeit lassen, das Gegenspiel zu organisieren und die gespielten Karten bei jedem Stich registrieren zu können. Der Dummy muss ein absolut neutrales Benehmen einhalten und die Befehle des Alleinspielers ausführen. Er darf auf keinen Fall einen Spielzug andeuten oder vorschlagen.

 

 Beide Gegenspieler müssen auf jegliche Mimik oder Gestik verzichten, das Interesse für oder Enttäuschung an der vom Partner gespielten Karten zeigt.  

 

Zögern ist absolut verboten, besonders in folgenden Fällen:  

 

  •  Während des Lizits:

 

Man muss versuchen, beim Lizitieren den gleichen Rhythmus einzuhalten, hat aber das Recht nachzudenken, wenn es einen bridgetechnischen Grund dafür gibt.

 

Zwei Verhaltensweisen sind besonders verwerflich:

 

 Ohne Grund zu zögern (z.B. mit der Absicht, den Gegner zu täuschen)

 

  •  Eine Information zu berücksichtigen, die das Zögern des Partners hätte vermitteln können.
  •  Während des Spiels darf man nicht zögern:

 

  •  mit einem Singleton,
  •  mit einem Doubleton, wenn man annimmt, dass der Partner die Karte nicht „lesen“ kann, 
  •  beim Abwurf, um darauf hinzuweisen, dass die gewählte Karte nicht neutral ist,
  •  vor dem Dummy, wenn der Alleinspieler offensichtlich einen Impass machen möchte und man nicht die von ihm gesuchte Karte hat.

 

 

 

 b) AM ENDE DES SPIELS:  

 

 Abwarten, bis der Gegner mit dem Ergebnis einverstanden ist, ehe man die Karten ins Board zurücklegt. Ist man sich uneinig, nimmt man in aller Ruhe die Karten in der Reihenfolge auf, in der sie gespielt wurden. Unter lassen Sie jegliche Bemerkung, die an den benachbarten Tischen gehört werden und so das Turnierergebnis verfälschen könnte.

 

Ein aggressives Benehmen dem Partner gegenüber, indem man ihm seine Spielweise vorhält, ist absolut fehl am Platz. Ebenfalls unethisch ist nach einem glücklichen Coup ein ironisches oder spöttisches Verhalten dem Gegner gegenüber (man erteilt auch keine Lektionen).

 

   c) BEIM WECHSEL:

 

 Ist das Spiel noch nicht beendet oder liegt das Scoreblatt noch offen auf dem Tisch, an den Sie sich begeben müssen, sollten Sie soviel Abstand halten, dass Sie keine unerlaubten Angaben zum Board erhalten können.  

 

Sollten Sie unfreiwillig ein Ergebnis eines Boards oder die Lage einer Schlüsselkarte erfahren haben, sollten Sie diesunverzüglich dem Turnierleiter melden.  

 

 d) WÄHREND DER GANZEN DAUER EINES WETTKAMPFS:  

 

So wenig wie möglich herumlaufen und auf jegliche Form von Gesprächen über das Turnier mit anderen Teilnehmern oder Zuschauern verzichten.   

 

 

DER TURNIERLEITER UND SIE

 

 

SIE SIND FSB-MITGLIED GEWORDEN, UM AN WETTKÄMPFEN TEILZUNEHMEN, ODER EINFACH UM IN IHREM CLUB ZU SPIELEN. DURCH DIESE ENTSCHEIDUNG VERPFLICHTEN SIE SICH FOLGENDES ZU RESPEKTIEREN:  

 

  •  Die Bräuche und Gepflogenheiten des Bridgespiels (Ethik)
  •  Die Spielregeln
  •  Die übergreifenden Gesetze (internationales Regelbuch, Reglemente, etc…)
  •  Diejenigen, die damit beauftragt sind, diese anzuwenden "DIE TURNIERLEITER“

 

  

 

 a) DEFINITION: 

 

Der Turnierleiter ist dafür verantwortlich, den Regeln entsprechend einen reibungslosen Spielbetrieb zugewährleisten und allenfalls die Gerechtigkeit wieder herzustellen.  

 

 DER TURNIERLEITER IST ALSO IHR VERBÜNDETER UND NICHT IHR FEIND.  

 

 b) WANN SOLLTE MAN IHN RUFEN?  

 

Bei jedem Zwischenfall, der den normalen Spielverlauf beeinträchtigt, und dies aus   

 

  •  PRAKTISCHEN GRÜNDEN

 

(z.B: fehlende Karte, falsche Boards, …)

 

 

 

  •  TECHNISCHEN GRÜNDEN

 

(z.B: Ausspiel oder Ansage ausser der Reihenfolge, …)

 

  *           SUBJEKTIVEN GRÜNDEN

 

(z.B: Zögern, fehlerhafte Erklärung, …)

 

 Jedesmal, wenn Sie Zweifel am richtigen Vorgehen haben (z.B. Score) oder wenn Sie eine Abweichung auf einem Boardzettel feststellen (falsches Ergebnis, das Sie nie selbst abändern dürfen).

 

 

 

 c) WARUM IHN RUFEN? 

 

 Weil er die Lösung Ihres Problems kennt.  

 

 d) WIE IHN RUFEN?  

 

Immer mit absoluter Höflichkeit.   

 

Den Turnierleiter zu rufen ist in gewissen Fällen eine Notwendigkeit, in anderen eine Pflicht, der man sich nicht entziehen darf. Und niemand kann oder sollte Sie daran hindern.

 

 Kein Spieler darf es als Beleidigung oder ehrverletzendes Verhalten auffassen, wenn der Gegner den Schiedsrichter ruft, es ist ganz einfach das elementare Recht eines jeden Spielers.   

 

 (jede einvernehmliche Lösung kann für nichtig erklärt werden)  

 

 e) EIN PAAR PRAKTISCHE IDEEN:  

 

 Da niemand vor Fehlern gefeit ist (Ausspiel von der falschen Seite, ungenügende Ansage…), kann der Schuldige anstandshalber selbst den Turnierleiter rufen.  

 

  •  Der Spieler, der den Turnierleiter ruft, erklärt ihm seine Beweggründe 

 

  •  Es sollten nicht alle gleichzeitig sprechen 

 

  •  Warten Sie, bis Sie Ihre Darstellung geben können, seien Sie deutlich und präzise, bleiben Sie höflich, selbst wenn die Aussagen des Gegners nicht den Tatsachen zu entsprechen scheinen. Ein aufgeregtes Verhalten bringt nichts. 

 

  •  Formulieren Sie ganz klar Ihre Ansprüche  

 

  •  Reden Sie leise, es ist unnötig, dass der ganze  Saal das Board kennt.  

 

 f) WAS WIRD DER TURNIERLEITER TUN?  

 

Er wird Ihnen seine Entscheidung mitteilen, die es Ihnen erlaubt weiterzuspielen. Es kann eine vorüber gehende oder eine endgültige Lösung sein, aber immer eine, die den Gesetzen des Internationalen Regel buchs entsprechen.  

 

 g) IHRE RECHTE DEM TURNIERLEITER GEGENÜBER:  

 

 Sie können ihn nach dem Gesetz, das er anwendet, fragen oder ihn bitten, es ihnen vorzulesen. Sie dürfen auch die Begründung seiner Entscheidung erfahren.

 

  Das Recht auf Berufung:

 

 Sind Sie trotz der Erklärungen überzeugt, dass Sie im Recht sind, haben Sie in Turnieren mit Roten Punkten das RECHT, GEGEN die Entscheidung Berufung einzulegen. Dazu gibt es ein Verfahren, dass Sie mit aller Höflichkeit einhalten sollten, ehe Sie zum Vorfall von einer kompetenten Jury angehört werden. Sie wird Ihren Protest und Ihre Argumente untersuchen.  

 

Sie können zwar gegen Entscheide Berufung einlegen, aber nicht gegen ein Gesetz, unter dem Vorwand, dass Sie es zu streng finden (zum Beispiel ein hart sanktioniertes Revoke, das „überhaupt nichts geändert hätte“).

 

  Indem Sie teilnehmen, haben sie die Spielregeln akzeptiert. Seien Sie FAIR und vergessen Sie nicht, dass Sie die Entscheidung des Turnierleiters respektieren sollten.   

 

 

 

DIE VERBOTE

 

 

BEI DEN FSB-WETTKÄMPFEN

 

   a) DAS RAUCHEN  

 

 Während des ganzen Wettkampfs herrscht in den Turnierräumlichkeiten striktes Rauchverbot.  

 

 b) MOBILTELEFONE:  

 

 Sie müssen vor Turnierbeginn abgeschaltet werden und es während des ganzen Turniers bleiben.  

 

 c) ALKOHOLISCHE GETRÄNKE:  

 

 Diese sind zu vermeiden und die Organisatoren können sie sogar während des ganzen Turniers verbieten.   

 

 

FAZIT

 

 

DIE ETHIK ODER TUGEND IST, FÜR ARISTOTELES, DER WEG ZUR GLÜCKSELIGKEIT.   

 

Die Bridge-Ethik verlangt die Beachtung gewisser Regeln, um allen Bridgefreunden ein Spiel unter optimalen Bedingungen zu gewährleisten. Daher sind Verbote unvermeidbar. Einige sind nur eine Erinnerung an die Regeln der Umgangsformen oder des Anstands. Da sie allen bekannt sind, werden sie nur in Erinnerung gerufen. Andere sind bridgespezifisch und man sollte die Anfänger darüber unbedingt informieren (dies nimmt bei der Lehrerausbildung in Frankreich einen wichtigen Platz ein).  Eine weitere Besonderheit ist, dass sie nicht gleich streng in einem Clubturnier wie an einem Meisterschaftsfinal durchgesetzt werden. Erfahrene Spieler wie auch Anfänger benötigen oft einige Jahre, bis sie sich einen gewissen Stoizismus angeeignet haben (regungslos bleiben, wenn der Dummy ein unerwartetes Blatt aufdeckt...).  

 

  •  ES VERGESSEN, die künftigen Gegner zu begrüssen, um ein Gespräch mit dem Partner oder dem unzertrennlichen Mobiltelefon zu beenden,  

 

  •  AM TISCH «DRUCK AUSÜBEN», sei es durch seltsames Verhalten gegenüber ungewöhnlichen Ansagen des Gegners, oder offensichtlichem Missfallen für den gespielten Kontrakt oder dem Verlauf des Gegenspiels,  

 

  •  ZU VIEL Befriedigung beim Erhalt eines guten Ergebnisses zeigen oder mit übertriebener Enttäuschung ein schlechtes Resultat quittieren,   

 

  •  DEN TISCH sehr schnell verlassen, um eine Fernsehübertragung im Nebenraum zu verfolgen, ein Dutzend Anrufe zu tätigen oder sich einen Drink zu genehmigen.

 

  Der DUMMY darf weder die Blätter der Gegner noch das des Partners anschauen. Wie stark dieser Partner auch sein mag, man darf nicht aufstehen, um dessen Spieldurchführung in „Echtzeit“ zu verfolgen.   

 

  • EIN SPIELER darf nicht schauen, an welcher Stelle ein anderer Spieler seine Karte aus dem Fecher zieht.  

 

  • IN EINEM TEAM-MATCH sollte man beim Match der Teamkollegen nicht zusehen - selbst bei Einwilligung der Gegner.  

 

  • VERMEIDEN Sie am Tisch jegliche Mimik/Gestik, selbst wenn der Partner es versäumt, die prächtige und während des ganzen Wochenendes ausführlich besprochene Konvention zu alertieren, oder beim Anblick des Dummys, der Sie mit sechs lausigen Punkten gegenüber einer minimalen Eröffnung in die Manche katapultiert hat,  

 

  • IHRE KONVENTIONSKARTE ist kein «Spickzettel». Sie steht ausschliesslich den Gegnern zur Verfügung und Sie dürfen sie nicht zu Hilfe nehmen, wenn Sie die Bedeutung einer Ansage vergessen haben,  

 

  • VERZICHTEN SIE auf jegliche überflüssige Bemerkung und auf jede unbegründete Spielverzögerung.

 

  • Selber Schiedsrichten, trotz Ihrer perfekten Kenntnisse des Sachverhaltes, aber auch eine Selbstkasteiung, keine Regel zwingt Sie dazu, das Revoke des Partners aufzudecken, wenn der Verstoss vom Gegner nicht bemerkt wurde.  

 

  • Das Berühren der Karten eines anderen Spielers,  

 

  • Während des Spielverlaufs die vor Ihnen liegenden Karten durcheinander zu bringen, obwohl das Resultat von den beiden Lagern noch nicht bestätigt wurde.